Tierrechtsaktivisten wie Peta, Animal Liberation Front sowie andere Volksfronten von Judäa und Jüdäische Volksfronten zeichnen sich durch eine ganze Reihe politischer Doktrinen aus, die sich unter dem Motto des „Anti-Speziesismus“ zusammenfassen lassen.
Der Begriff des „Speziesismus“ bezeichnet die moralische Diskriminierung von Geschöpfen ausschließlich aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Dies schließt ein, dass das Leben oder das Leid eines Lebewesens nicht oder weniger stark berücksichtigt wird, weil es nicht einer bestimmten Spezies, wie etwa der Spezies des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), angehört. Als Kämpfer für das Tierwohl leitet sich dann daraus die Tierbefreiungsaktionen ab, weil Tiere „ausgebeutet“ werden. Hierzu zählen nicht nur Massentierhaltung (an der es durchaus etwas zu kritisieren gibt), sondern auch das Halten von Haustieren (die man ggfs. auch vegetarisch ernähren könnte), Tierversuche und zoologische Gärten. Es soll in diesem Artikel nicht darum gehen, jegliche Grundfehler dieser Bewegung zu kritisieren – dafür vertritt diese Bewegung zu viele Positionen und zu viele dieser Positionen sind so absurd, dass sie einfach keine Beachtung verdienen.
Dieser Artikel widmet sich der Darstellung, dass die Tierbefreiung im krassen Gegensatz zum Artenschutz steht, was anhand der Zucht in der Gefangenschaft („captive breeding“) und der damit verbundenen Haltung von Tieren in Zoologischen Gärten dargestellt werden soll. Aspekte der Massentierhaltung (und der ggfs. sinnvollen Frage, ob eine vegetarische Lebensweise sinnvoller ist) wie auch der Tierversuche sollen aus Platzgründen hier nicht erörtert werden. Zum Thema Tierversuche ist die Seite “Pro-Test Deutschland” zu empfehlen.
Doch bevor zum Thema des Artenschutzes und der Zucht in zoologischen Gärten konkret Stellung bezogen werden soll, müssen einige Begrifflichkeiten geklärt werden.
Anti-Speziesismus und Sozialkonstruktivismus
Der Anti-Speziesismus zeigt sich vor allem durch seine absolute Unkenntnis biologischer Grundlagen. Ein Blog-Eintrag einer Tierbefreiungsseite schreibt:
„Der Antispeziesismus lehnt genau diese Form der Unterdrückung und Diskriminierung ab [gemeint ist die Unterdrückung der Individuen aufgrund der Zugehörigkeit einer Art], da die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Spezies sich genau wie Geschlecht, Aussehen, Hautfarbe, Bildungsgrad usw. als irrelevante und willkürliche Merkmale herausstellen, wenn es um eine ethische Berücksichtigung von den Interessen von Individuen geht. Ebenso wie z.B. bei „Geschlecht“ und „Rasse“ ist die Existenz von „Spezies“ als solche anzuzweifeln und entlarvt sich zumeist als gesellschaftliches Konstrukt.“ http://antispeog.blogsport.de/selbstverstaendnis/was-ist-antispeziesismus/
Wir haben es hier eindeutig (schon wieder) mit einer postmodernen Ideologie zu tun, die alles für sozial konstruiert hält. Auf „Internet-Evoluzzer“ sind nun mehrere Artikel erschienen, die die Echtheit der Geschlechter und der biologischen Arten (Teil eins, zwei, drei) dokumentiert haben. Gerade diese mangelnde Kenntnis der Arten hat dazu geführt, dass Tierrechtsaktivisten wie „Peta“ Wolf und Kojote nicht unterscheiden können (siehe Abb. 1).
Abb. 1: Wenn Peta nicht zwischen Wolf und Kojote unterscheiden kann …
Was ist von einer “Tierrechtsorganisation” zu halten, deren Artenkenntnis gleich null ist, aber Artenkenntnis eine Voraussetzung zum Schutz von Arten ist? Nun gut, wenn für Tierrechtler alle Arten sozial konstruiert sind, spielt das nun wirklich keine Rolle. Aber wenn man postmodern argumentiert, bleibt die Frage offen, welche Tierarten denn Anti-Speziesisten denn nun meinen? Im Wesentlichen geht es ja eigentlich um Säugetierarten und Vögel, vielleicht auch noch um Reptilien und Frösche. Doch was ist mit Insekten? Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten Tierrechtler, die guten Gewissens gegen die „Diskriminierung“ aufgrund der Artzugehörigkeit vorgehen wollen, hauptsächlich an die mehr oder weniger „knuddeligen“ und „süßen“ Fellknäule und Federbälle denken, doch sobald ein Tier mehr als vier Beine (der gar keine) hat, wird es schon schwieriger. Wo setzen wir die Grenze? Ist es moralisch, wenn ein Hund von Flöhen und parasitären Würmern befallen ist, diese „Ungeziefer“ zu töten? Oder soll der Hund zugunsten der “Ungeziefer” sterben (der Hund bietet ja Nahrung für die Flöhe und Würmer und mit welchem Recht können wir das Leben der Hunde über das der Flöhe stellen)? Doch warum muss es beim Anti-Speziesismus nur um Tiere gehen? Pflanzen, Pilze und Bakterien werden auch in Arten eingeteilt (ob nun real oder sozial konstruiert). Alles was Photosynthese treibt, darf ja zum Beispiel nach Ansicht der Anti-Speziesisten gegessen werden. Warum soll man hier eine Ausnahme machen? Weil Tiere ggfs. ein Nervensystem bzw. Bewusstsein oder Schmerzempfinden haben? Werden Pflanzen verletzt, so reagieren sie ebenfalls auf diese Verletzungen. Wenn aber die Einteilung in Arten eine soziale Konstruktion ist, warum auch nicht die Vorstellung von Schmerz? Ist die Photosynthese oder unsere Vorstellung davon, nicht auch eine soziale Konstruktion? Ist nicht alles irgendwie sozial konstruiert?
Diese Fragen mögen dämlich wirken (und bei genauer Betrachtung sind sie es ja auch, wie der gesamte Postmodernismus). Doch sie sind nichts weiter als die Konsequenz postmodernen Denkens (sofern kann man sagen, dass “Denken” bei postmodernen Ideologen durchaus sozial konstruiert ist).
Anti-Speziesismus und Anti-Kapitalismus
Weiter heißt es im Blog der Anti-Speziesisten:
„In kapitalistischen Systemen hat sich die Tiernutzung noch verschärft, aber natürlich gab es auch schon in vorindustriellen Staaten Tierausbeutung. (…) Generell lässt sich aber zusammenfassen: Wir beuten Tiere nicht aus, weil wir sie für minderwertig halten, sondern weil wir sie ausbeuten, halten wir sie für minderwertig.“ http://antispeog.blogsport.de/selbstverstaendnis/was-ist-antispeziesismus/
Der Anti-Speziesismus argumentiert oberflächlich antikapitalistisch, weil es von Ausbeutung spricht. Diese Sichtweise hat aber nicht ansatzweise etwas mit Ausbeutung zu tun, was z. B. der Marxismus (also Beispiel für eine antikapitalistische Ideologie) unter Ausbeutung versteht. Zum einen versteht der Marxismus „Ausbeutung“ nicht moralisch, sondern ökonomisch. Die kapitalistische Gesellschaftsformation ist geteilt in zwei Haupt-Klassen: Bourgeoisie (Eigentümer der Produktionsmittel, also Fabriken, Maschinen, Bodenschätze, Land etc.) und Proletariat (haben keine Produktionsmittel; müssen ihre Arbeitskraft als Ware an den Kapitalisten verkaufen; zum Proletariat gehören übrigens nicht, wie gerne angenommen, nur Fabrikarbeiter, sondern alle Lohnabhängigen – das aber nur nebenbei). Die Arbeiterklasse arbeitet für den Kapitalisten z. B. in einer Fabrik, produziert Waren und erhält dafür einen Lohn. Sie produziert aber wesentlich mehr Waren und damit Werte, als sie in Form des Lohns ausbezahlt bekommt. Die Fähigkeit des Lohnarbeiters, mehr zu produzieren, als er zur Erhaltung seiner Arbeitskraft braucht, ergibt sich aus dem Stand und der Entwicklung der Produktivkräfte und der Arbeitsproduktivität im Kapitalismus. Die Wertschöpfung der Tätigkeit (lebendige Arbeit), für die die Ware Arbeits-kraft vom Kapitalisten gekauft wird, ist also viel höher als der ihr ausbezahlte Lohn. Was geschieht mit diesem Mehrwert? Diesen eignet sich die Bourgeoisie an. Die kapitalistische Produktion setzt die Trennung der unmittelbaren Produzenten vom Eigentum an den Produktionsmitteln sowie die Konzentration dieser Produktionsmittel als Privateigentum der Kapitalisten voraus. Hier ist die Grundlage der kapitalistischen Ausbeutung zu suchen. Die Ware Arbeitskraft schafft also unter den Bedingungen der Entwicklung der Produktivkräfte ein Mehrprodukt. Dieses ist aber nicht Eigentum des Produzenten (also des Arbeiters), sondern ist Eigentum des Kapitalisten (des Eigentümers der Produktionsmittel). Im Kapitalismus sind die Lohnarbeiter ökonomisch gezwungen, immer wieder ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten zu verkaufen. Arbeiter bekommen für ihre Arbeit einen Lohn, sie erhalten aber nicht alles Erarbeitete ausbezahlt, sondern der Mehrwert wird vom Kapitalisten angeeignet. Darin besteht die Ausbeutung. Ausbeutung wird dabei nicht als moralische Kategorie bewertet, sondern als objektive, rein analytische Kategorie. Sie bezeichnet nur die An-eignung des Mehrwertes durch den Kapitalisten. Und diese Aneignung wird bei Marx nicht als moralisches Unrecht angesehen, sondern ist im Kapitalismus ein zwangsläufiger Vorgang. Eine Beseitigung dieser Aneignung ist nicht durch weniger hemmungsloses Verhalten der Kapitalisten möglich, sondern allein durch die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsweise.
Aus diesem lässt sich ableiten, dass das Leid der Tiere vielleicht eine moralische, aber keineswegs eine Frage der Ausbeutung ist. Nun bliebe natürlich zu fragen, ob Tiere aber nicht doch ausgebeutet werden? Denn man könnte ja einwenden, dass die Kapitalisten durch die Massentierhaltung ihren Profit erwirtschaften und Tiere daher durchaus im marxistischen Sinne ausgebeutet werden können. Doch auch diese Vorstellung schlägt fehl. Ausgebeutet kann nur der werden, der im Arbeitsprozess tätig ist. Selbst die besten Rinder im engsten Stall werfen für den Kapitalisten kein Profit ab, sondern erst ihr Melken, Schlachten, Verarbeiten etc. und der Verkauf dieser Produkte auf dem Markt erzielt einen Profit. Und das Melken, Schlachten, Verarbeiten und Verkaufen ist rein menschliche Tätigkeit. Die Tiere gelten in diesem Sinne als Produktionsmittel. Erst die menschliche Arbeit schafft den Profit und nach marxistischer Sicht ist diese Form der Arbeit zum einen rein menschlich und zum anderen das, was den Menschen im Vergleich zu den anderen Tieren so einzigartig macht. Im Artikel „Der Haken mit dem Orang-Utan-Haken“ wird dieser Aspekt näher erläutert.
Man kann natürlich in Bezug zur marxistischen Argumentation der Ausbeutung andere Sichtweisen vertreten. Doch interessanterweise fehlen gerade jenen sich antikapitalistisch gebenden Anti-Speziesisten fundamentale Argumente, die die marxistische Argumentation entkräften.
Anti-Speziesismus über Moral und Rechte
In Bezug zu den Tierrechten sollen hier Argumente eines anderen Artikels wiederholt werden, denen zuzustimmen ist:
Tiere sollten Rechte haben. Weil und insoweit sie leidensfähig sind, müssen wir Menschen sie vor unnötigem Leid bewahren.
ABER es ist absurd zu behaupten, sie müssten dieselben Rechte genießen wie Menschen. Zunächst einmal ist das Postulat von „Rechten” eine genuin menschliche Angelegenheit. Während Menschenrechte von ihren NutznießerInnen erkämpft werden können, werden Tierrechte von Menschen gewährt.
Es ergäbe keinen Sinn, von einem „Naturrecht” der Tiere zu sprechen, nicht gegessen zu werden; denn das Fressen und Gefressenwerden ist in der Natur (ohne Zutun der Menschen) eine so alltägliche Angelegenheit, dass die Natur als Gesetzgeberin gegen ihr eigenes Gesetz permanent verstoßen würde, wohingegen bei Einhaltung eines solchen Rechts sämtliche Ökosysteme kollabieren müssten (vom Leiden der fleischfressenden Tiere mal ganz zu schweigen). (…)
Abgesehen davon möchte ich bemerken, dass jeder zoologischen Art ein „Speziesismus” zuzubilligen wäre: Ein Okapi oder eine Sardine wird ArtgenossInnen immer anders „bewerten” als Tiere anderer Arten, z.B. unter dem Kriterium der Sexualität. (…)
Evolutiv „hochentwickelte” Tiere, besonders Säugetiere (Affen, Hunde, Wale, womöglich Schweine) nähern sich in ihrem Verhalten und Empfinden vielleicht dem an, was man als Bewusstsein ansprechen kann.
ABER auch hieraus lässt sich eine anti-speziesistische Position, welche die ethische Gleichheit aller Arten behauptet, gerade nicht begründen. Denn in der genannten Hinsicht unterscheiden sich verschiedene Tierarten radikal. Wie sollte man unter dem Aspekt des Bewusstseins (wahrscheinlich auch der Leidensfähigkeit) eine Auster und einen Orang-Utan auf dieselbe Stufe stellen? Ich kenne auch keinen Veganer, der angesichts z.B. einer Stechmücke, die sich gerade auf seinem Arm zwecks Nahrungsaufnahme niedergelassen hat, große Skrupel hätte zuzuschlagen. Dennoch behaupten die Anti-SpeziesistInnen eine prinzipielle ethische Gleichheit in der gesamten Tierwelt – und ziehen auch damit wieder eine willkürliche Grenze zwischen Arten. (…)
Wenn moralische Gleichheit im gesamten Bereich der Zoologie herrschen soll, müsste dann den Löwen nicht eine vegetarische Lebensweise aufgezwungen werden? Das wäre erst recht menschliche Hybris und – auch moralisch – absurd!
Na klar: Wir unterliegen alle dem Effekt, Tiere zu „anthropomorphieren”, d.h. wir beurteilen sie intuitiv nach unseren menschlichen Maßstäben. Wenn wir im Discovery Channel eine Jagdszene zwischen Löwen und Gazellen sehen, halten wir „automatisch” zu den Gazellen. Aber daraus ist kein ethisches Prinzip abzuleiten. Die Biosphäre kommt ohne das Phänomen des Gefressen-Werdens nicht aus. Die Natur ist schön, und sie ist hässlich. Und wir räsonieren über diese Frage nur, weil wir mehr sind als Natur: weil uns die spezifisch menschliche Sphäre der Kultur von der Natur aufgezwungen wurde, indem uns die Instinkte abhandenkamen (deren künstlicher Ersatz eben die jeweilige Kultur ist). https://www.linksnet.de/artikel/24679
Anti-Speziesismus ist Anti-Arten- und Anti-Naturschutz
Der Schutz biologischer Arten unterscheidet sich grundlegend von der Ideologie der Anti-Speziesisten. Artenschutz umfasst den Schutz und die Pflege bestimmter wild lebender Arten durch den Menschen, entweder aufgrund ethischer oder ästhetischer Prinzipien, oder aufgrund ökologisch begründeter Erkenntnisse. Hierdurch unterscheidet sich der Artenschutz vom Tierschutz, bei dem Menschen das individuelle Tier um seiner selbst willen schützen wollen. Gegenstand des Artenschutzes sind demgegenüber wildlebende Populationen der von ihm zu schützenden Zielarten. Ist diese Population lebensfähig, sind Tod und Verlust von Individuen hinnehmbar.
Anti-Speziesismus und Artenschutz schließen daher einander völlig aus.
Anti-Speziesisten widersprechen von Natur aus vielen wichtigen Erhaltungsstrategien. Namentlich das Töten invasiver Arten, die Zucht in Gefangenschaft und die nachhaltige Nutzung. Die Tötung invasiver Arten durch Fangen, Töten und Vergiften bereitet Tieren Schmerzen, und viele Tierrechtler lehnen dies aus diesem Grund ab. Sie neigen dazu zu leugnen, dass es sogar invasive Arten gibt, und / oder sagen, dass das Aussterben einiger einzigartiger einheimischer Arten als unvermeidlich akzeptiert werden sollte. Dies ist offensichtlich nicht mit der Erhaltung gefährdeter einheimischer Arten in Ländern wie Australien und Neuseeland vereinbar. Gerade diese zwei Länder leiden unter invasiven Arten wie Katzen, Kaninchen, Aga-Kröten, etc. Das führte dazu, dass viele heimische Beuteltierarten (oder auch z. B. die Kiwis auf Neuseeland) an den Rand der Ausrottung gebracht wurden oder schon ausgestorben sind. Eine wichtige Maßnahme zum Schutz der heimischen Tierwelt Australiens und Neuseelands ist es invasive Arten (z. B. Katzen – und das sage ich als Katzenliebhaber!) zu töten.
Zucht- und Wiederauswilderungsbemühungen von Zoos, spezialisierten Zuchteinrichtungen und manchmal privaten Tierhaltern sind ein weiterer wichtiger Bestandteil des Naturschutzes. Tierbefreier neigen dazu, ihre Wichtigkeit zu leugnen oder herunterzuspielen oder sie geben gar zu, dass es einer Tierart besser geht, ausgestorben zu sein, als in Gefangenschaft zu leben. Hier werden die typischen Klamotten gebracht: Keine Freiheit, Gehege zu eng, Stereotypien etc. Um diese Argumente kurz aufzugreifen:
- Argumentiert wird, dass die Gehege in Zoos viel zu klein seien und in der Natur bewohnen die Wildtiere mehrere hundert oder gar tausend Quadratkilometer große Reviere. Vergessen wird aber hierbei, dass Tiere nicht große Reviere bewohnen, weil es so toll ist, sondern weil sie es müssen. Tiere wandern nicht stundenlang über weite Strecken, weil ihnen das Wandern Spaß macht (Das Wandern ist allerhöchstens des Müllers Lust, aber nicht des Tieres), sondern weil sie nach Nahrung suchen müssen. Die Größe eines Revieres hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Vorhandensein von Nahrung (inklusive Nahrungskonkurrenten) und Vorhandensein von Paarungspartnern. Sind diese Bedingungen günstiger, sind die Wanderungen deutlich geringer, wie z. B. auch die Reviere. Z. B. ist das Revier eines Sibirischen Tigers deutlich größer, als die eines indischen Tigers, weil letzterer mehr Nahrung in seiner Region findet. Bei der Gehegegestaltung von zoologischen Gärten spielen nicht nur Mindestgrößen eine Rolle, sondern auch die Beschaffenheit des Geheges (Versteckmöglichkeiten, unterschiedliches Gelände etc.), Kontakte zu Artgenossen etc. Ein Artikel von “The Conversation”, der sich die Frage stellt, ob Tiger in Gefangenschaft gehalten werden sollen, gibt weitere Einblicke in diese Frage.
- Das Problem der Freiheit ist ebenfalls problematisch. Es stellt sich nicht nur die Frage, was Freiheit eigentlich ist (und ob wir als Lohnsklaven wirklich frei sind), sondern ob Tiere überhaupt dasselbe Verständnis von Freiheit haben (diese Frage ist definitiv rhetorisch gemeint und reiht sich ein in die oben genannte Problematik von Recht und Moral). Wenn Tiere aus zoologischen Gärten mal „ausbrechen“, dann nicht, weil sie „Prison Break“ spielen oder ihrer Folter entkommen wollen. Sehr häufig geraten sie dabei in Panik und haben sog. Übersprunghandlungen. Es ist vergleichbar damit, wie wenn wir aus einer „gewohnten“ Umgebung plötzlich in ein fremdes Gebiet entführt und dort ausgesetzt werden. Außerdem: Sind die heutigen Naturschutzgebiete letzten Endes auch nichts weiter als ein großer Zoo?
- Zum Thema Stereotypien: Stereotypien liegen vor, wenn man zwangsweise, in unterschiedlichen (und damit auch zu nicht passenden) Situationen immer wieder dieselbe Bewegung oder Reaktion macht. Sie kommt tatsächlich bei einigen Tieren im Zoo vor, hat aber oft verschiedene Gründe, die von schlechten Haltungsbedingungen bis hin zu Problemen mit Artgenossen und medizinischen Problemen reichen. Das eigentliche Problem liegt hierbei aber darin, dass viele Verhaltensweisen als Stereotypien bezeichnet werden, die gar keine sind. Um Stereotypien eindeutig diagnostizieren zu können, muss ein Tier regelmäßig beobachtet werden und sein Verhalten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Situationen beobachtet werden. Wenn es zu jedem Zeitpunkt und in völlig unterschiedlichen Situationen dieselben Bewegungsabläufe macht (z. B. das Hin- und Herlaufen an einer Scheibe), besonders wenn dazu erstmal kein triftiger Grund vorliegt, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Stereotypie. Und genau solche systematischen Verhaltensstudien liegen seitens der Anti-Speziesisten nicht vor. Unabhängig davon, dass sie sich wahrscheinlich niemals vorurteilsfrei mit einem Zoo und seiner Arbeit befasst haben (oder gar Pferd von Zebra unterscheiden können), neigen sie dazu, aus einer einzelnen Beobachtung eine Stereotypie zu machen, obwohl keine vorliegt; schlicht und einfach, weil sie oft über das Verhalten der Tiere keinerlei Ahnung haben. Als kleines Beispiel: Häufig sieht man Raubkatzen entlang einer Scheibe umherlaufen und viele Besucher deuten das als Stereotypie hin. Doch da liegt kein Grund vor: Raubkatzen durchstreifen ihr Revier, sie haben ein sehr feines Geruchssystem und nehmen daher die Umwelt anders wahr als wir. Raubkatzen neigen dazu ihr Revier mit Duftmarken zu markieren, um es abzugrenzen und ihren eigenen Duft zu verstärken (es riecht halt wie im Puma-Käfig). Dabei nehmen sie viel mehr Duftstoffe wahr als wir, sodass sie eine Gegend intensiver absuchen. Wenn man bedenkt, dass Raubkatzen uns einparfümierte Zoobesucher, inklusive der im Zoo verteilten Essenstände, der Windeln der Kleinkinder und weiterer Düfte im Zoo wahrnehmen, haben die Raubkatzen allen Grund ihren Duft drüberzulegen. Wenn man also nach einer Weile beobachtet, dass eine Katze gegen den Baum pinkelt, weiß man was los ist. Und nach einer Weile hört das Umherlaufen dann auf und die Miezekatzen gehen ihrer wirklichen Lieblingsbeschäftigung nach – Schlafen (bis zu 20 Stunden am Tag!). Ein anderer Grund für das Entlanglaufen an der Scheibe kann Tageszeiten abhängig sein: Wenn die Tiere wissen, es gibt Futter, dann werden sie nervös und verhalten sich entsprechend (Haben Sie schon mal daran gedacht, wie Sie sich kurz vor Feierabend oder vorm Mittagessen verhalten? Oftmals wohl motivierter und agiler als während der Arbeitszeiten). Folgerichtig kann aus einer Beobachtung am Tier keineswegs eine Schlussfolgerung über Stereotypien gezogen werden, genauso wie die Beobachtungen eines Menschen, der am Fluchen ist, nicht automatisch geschlussfolgert werden sollte, dass dieser am Tourette-Syndrom leide.
Natürlich können aber Stereotypien bei Zootieren auftreten, da sie oftmals unter „Zivilisationskrankheiten“ leiden: Sie müssen nicht für Nahrung sorgen, für Obdach ist gesorgt und die ärztliche Versorgung ist auch geregelt (womit es den meisten Zootieren besser gehen dürfte als den Millionen Menschen, die weder medizinische Versorgung, noch Obdach, noch genügend zu essen haben). Damit Zootiere ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können, etablierte sich ein Feld des sog. „Behavioral Enrichment“. Hierbei sollen Tiere durch Beschäftigungsmaßnahmen ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können. Das geht von Verstecken der Nahrung, Spielzeuge, Verteilen von Duftstoffen (z. B. verschiedene Gewürze) oder der Vergesellschaftung mit anderen Tierarten.
Natürlich ist es auch mir lieber, Tiere in der Natur zu sehen und keineswegs ist jeder Zoo perfekt (Potential nach Oben gibt es immer). Doch die Natur ist bedroht, viele Arten drohen auszusterben und die Tiere im Zoo gelten nicht nur als „genetische Reserve“ bedrohter Wildtierpopulationen, sondern auch als „Botschafter für den Artenschutz“. Die Faszination Löwen, Elefanten oder Menschenaffen aus nächster Nähe zu erleben (und es kann sich eben nicht jeder leisten mal eine Safari zu buchen!), lässt „Menschen aus der Stadt“ die Natur erleben und ermöglicht es nicht nur Kenntnisse der Zoologie zu erwerben, sondern auch ein Bewusstsein für den Artenschutz zu entwickeln. Sicherlich kommt es nicht bei jedem Zoobesucher an und schaut man sich das Verhalten so einiger Zoobesucher im Affenhaus an, neigt man zu fragen, ob diese nicht auf der falschen Seite des Geheges stehen. Doch das mindert keineswegs die Bedeutung der zoologischen Gärten für den Artenschutz, da Zoos ja auch an vielen Umweltschutzmaßnahmen beteiligt sind, z. B. die Zoologische Gesellschaft Frankfurt.
Hier ist dementsprechend eine Liste von Tierarten, die durch Zucht und (oftmals) Wiederauswilderungen gerettet oder stark unterstützt wurden.
– Rotwolf
– Arabische (Weiße) Oryx-Antilope
– Wisent
– Buntbock
– Falsche Spitzkopfschildkröte
– Christmas Island Blauschwanz-Skink
Diese Liste ist keineswegs vollständig, soll aber einen Einblick darüber geben, dass zoologische Gärten für den Arterhalt unheimlich wichtig sind. Der Erhalt der Artenvielfalt ist ein kulturelles Gut, das zu bewahren gilt, schlicht und einfach aus dem edlen Motiv der Faszination der biologischen Vielfalt. Aber der Schutz der biologischen Vielfalt kann durchaus ökonomischen Nutzen haben, denn was man kennt und ökonomisch nutzen kann, will man auch schützen. Es gibt z. B. das „Project Piaba“. Das Projekt Piaba ist eine Fischereiinitiative am Rio Negro-Nebenfluss des Amazonas. Das Programm fördert und erforscht die nachhaltige Sammlung von Aquarienfischen und deren Auswirkungen auf die Umwelt. Es sichert einen schonenden Umgang mit Arten, die für die Aquarienzucht interessant ist und mindert den illegalen Handel und die illegale Ausbeutung der Naturschätze. Außerdem kommen die Einnahmen der lokalen Bevölkerung zugute. Gäbe es diese Initiative nicht, würden sich die lokalen Fischer am illegalen Fang beteiligen, was den Bestand vieler Fischarten bedrohen würde. Oder es würde nach „lukrativeren“, jedoch die Umwelt mehr schädigenden, Geldquellen gesucht werden, z. B. illegale Goldminen, Rinderfarmen oder Holzfällerei. Es bestehen ähnliche Projekte für Frösche, Schmetterlinge du andere Terrarientiere. Das Interesse an diesen wenigen Arten sorgt natürlich auch dafür, dass ganze Ökosysteme mit vielen weiteren Arten geschützt werden. Andere wirtschaftliche Initiativen stellen z. B. Krokodilfarmen dar, die die illegale Wilderei von Wildpopulationen bei Krokodilen auf quasi Null gebracht haben. Der Schutz der Arten geht also einher mit vielen wirtschaftlichen Möglichkeiten, wovon gerade auch Menschen profitieren.
Anti-Speziesisten sind aber für das Aussterben. In einem Blog können wir lesen:
Der Artenschutz leitet den Wert von Tieren allein vom Zustand der Spezies an sich ab. Individuelle Interessen werden völlig ignoriert, aber genau darum geht es uns Tierbefreier_innen ja! Das Individuum ist wichtig, nicht die „Rasse“ oder „Art“ oder „Nation“ (mal auf menschliche Tiere bezogen). Im Dienste des Artenschutzes ist es z.B. ethisch nicht verwerflich, Individuen ihr Leben lang einzusperren und zur Reproduktion zu nötigen, um die Artpopulation aufzustocken, eine Ansicht, der wir uns keinesfalls anschließen können! http://antispeog.blogsport.de/selbstverstaendnis/was-ist-tierbefreiung/
Es bliebe natürlich die Frage offen, welches Recht sich Anti-Speziesisten überhaupt nehmen, urteilen zu wollen, welche Arten (ob nun sozial konstruiert oder doch Individuen, solange Individuen nicht doch auch eine soziale Konstruktion sind) aussterben sollen und welche nicht. Sie belegen durch solche Aussagen aber zweifelsfrei, dass sie ideologisch verblendet und für Sachargumente nicht offen sind. Eine Diskussion mit solchen Aktivisten wird die Wenigsten zum Umdenken bringen, aber vielleicht den ein oder anderen, der diesen Artikel liest.
In einer Welt voller politisch-indoktrinierter und ideologisierter Anti-Speziesisten wären alle diese Schutzmaßnahmen verboten, wodurch wichtige Schutzinstrumente beseitigt würden und unzählige Arten in die Misere der Ausrottung getrieben würden, wenn nicht sogar schon längst ausgestorben wären. Aber für die Anti-Speziesisten ist das Ausrotten von Arten viel angenehmer, als die “Rechte” und “Freiheit” einzelner Tiere verletzen zu müssen.
Man kann nicht gleichzeitig für Tierrechte und Tierschutz eintreten. Was mich betrifft? Ich unterstütze den Artenschutz!
Wer das wohl humanere Menschenbild vertritt, dürfte wohl ebenso eine rhetorische Frage sein…