Klima und Klimapolitik sind heute das Top-Thema schlecht hin. Jeder, ob Experte oder absoluter Laie, redet darüber. Freitags demonstrieren Schüler gegen die bösen Alten für Klimaschutz und selbst ein blauhaariger Youtuber, der für diese Sparte so typisch unterbelichtete Video-Beiträge postet, die das intellektuelle Niveau von Bakterienkulturen haben, hat was (durchaus überzeugendes) zu sagen.
Gleichzeitig ist die gesamte Klimageschichte geprägt durch einen schon fast lächerlichen Irrationalismus; typisch für eine untergehende und sterbende Gesellschaftsformation (wie der Imperialismus es nun mal ist), die aber irgendwie noch nicht sterben will und aufgrund der Schwäche der organisierten Arbeiterklasse (noch) nicht so leicht zu töten ist.
Zum einen wird eine Klima-Hysterie und apokalyptische Zukunft produziert, dass man meinen könnte, manche wollen die Welt einfach nur brennen sehen. Solche Untergangsszenarien sind im Kapitalismus, bei dem der Mensch nicht planend in die Produktion eingreifen kann, keine Seltenheit. Wurde das Weltall erforscht, so zerstörten dann böse Aliens die Welt (passend zum kalten Krieg und den „bösen“ Russen), wurden Computer für die gesellschaftliche Produktion immer wichtiger, rebellierten diese und „terminierten“ die „Zivilisation“, wurde unser Genom entschlüsselt, tauchten Supermutanten (von Killertomaten, Dinosauriern und hoch gezüchteten Kriegersoldaten) auf, die außer Kontrolle gerieten. Das ließe sich bis ins Unendliche fortsetzen. Irrationalismus ist Bestandteil des Kapitalismus. Es scheint immer so, dass jeder gesellschaftliche Fortschritt, jede wissenschaftliche Erkenntnis die Gefahr birgt, die Welt zu zerstören und schuld daran ist nur der Mensch mit seiner verdammten Neugier. Doch es ist nicht der wissenschaftlich-technische Fortschritt, der die Welt zerstört, sondern die gesellschaftlichen Verhältnisse. Dieser wissenschaftlich-technische Fortschritt hat die Möglichkeit das Leben der Menschheit zu verbessern, wozu auch Umwelt- und Klimaschutz gehören. Wenn aber die gesellschaftliche Produktion von einer Hand voll Großkonzernen und Banken kontrolliert wird, die nur auf Profite aus sind, so haben sie die Kontrolle darüber, was mit diesem technischen Fortschritt geschieht – und er wird meist aufgehalten, sabotiert oder missbraucht. Das zeigt sich auch an den politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die zur angeblichen Rettung des Klimas eingeführt werden:
- Z. B. fördert die EU die Produktion von Bio-Diesel, wodurch in Indonesien (und bald in Afrika) ganze Regenwaldgebiete restlos vernichtet werden. Man muss kein Klima-Experte sein, um zu verstehen, dass das Abholzen von Wäldern, die tausende Kilometer weiter weg sind, damit europäische, grüngefärbte Herrenmenschen-Kleinbürger „umweltfreundlich“ Autofahren können, das Klima nicht retten kann.
- Der Umstieg auf Elektroautos klingt zwar erstmal sinnvoll, aber dafür braucht es Lithium und Kobalt, die u. a. (ähnlich wie das Coltan für Handys) unter menschenunwürdigen Bedingungen im Kongo abgebaut werden. Gleichzeitig vernachlässigt man den gesamtgesellschaftlich sinnvolleren öffentlichen Nah- und Fernverkehr und fördert den Ressourcenverschwenderischen Individualverkehr.
- Man will eine CO2-Steuer einführen. Das heißt im Umkehrschluss: die Preise für viele Lebensmittel werden steigen. Das schützt weder das Klima, noch fördert es ein Umdenken in Richtung nachhaltiger Politik, sondern trifft vor allem die Armen und die arbeitende Bevölkerung, die sich teurere oder „alternativere“ Produkte nicht leisten können.
Die einzige Konsequenz, die man hieraus ziehen kann, ist die Erkenntnis, dass solange Großkonzerne und Lobbyisten Politik und Wirtschaft bestimmten, die aktuellen Probleme sich nicht lösen lassen. Die Produktion muss vergesellschaftet werden, um eine rationale und geplante Produktion zu ermöglichen. Erst dann kann der wissenschaftlich-technische Fortschritt sich voll entfalten. Das erlaubt der Kapitalismus nicht.
Es reicht daher nicht die CDU (nebst SPD und AfD) zu zerstören, nicht zuletzt weil die Grünen kein Deut besser sind, auf deren Konto die Angriffskriege auf Jugoslawien und Afghanistan gehen, die die Hartz-IV-Gesetze eingeführt haben, der Rodung des Hambacher Forstes zugestimmt haben und die in der Ukraine faschistische Mörderbanden als „Demokraten“, die gegen die „bösen Russen“ kämpfen, fördern. Es muss klar die System- du Eigentumsfrage gestellt werden. (für den „kritischen“ Leser: mir ist durchaus bewusst, dass die sozialistischen Staaten ihre Umweltprobleme hatten und haben; gleichzeitig aber hatte z. b. die Sowjetunion in den späten 1940ern und frühen 1950ern durch das Anlegen von Waldpflanzungen, Hecken usw. mehr für den Klimaschutz getan, als es die EU jemals könnte).
Zum anderen zeigt sich aber auch eine andere Form der Irrationalismus. Viele Menschen erkennen, dass die Klimahysterie und die Klimapolitik nichts bringt, außer, dass sich einige daran bereichern. Aber sie ziehen auch hieraus die falschen Konsequenzen. So entsteht ein gewisser „Ökologismus“, in der die Natur und zwar nur die Natur gerettet werden soll vom bösen Menschen. Ideologisch ist für sie der Mensch Grund allen Übels, nicht jedoch die Produktionsweise, in die 99% aller Menschen ökonomisch zu Konsumenten gezwungen werden! So geben sie sich, unter ihnen auch einige Wissenschaftler, auf sehr reaktionäre Wege und sehen ein Problem daran, dass es zu viele Menschen gibt. Diese Vorstellung ist keineswegs neu. Schon in der Jahrhundertwende des 18. Und 19. Jh., im Zeitalter der Industrialisierung und des aufstrebenden Kapitalismus hatte ein gewisser Thomas Robert Malthus im Bevölkerungswachstum ein Problem gesehen. Die Ressourcen reichen angeblich nicht aus, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Seine pseudowissenschaftlichen Vorstellungen wurden längst widerlegt. Doch das Problem der „Überbevölkerung“ wurde immer wieder aufgetischt. Ein kurzes googlen reicht aus, um sich über die Sorgen der Überbevölkerung zu machen. Selbst der von mir geschätzte und namhafte Naturfilmer David Attenborough sieht in dem Bevölkerungswachstum das eigentliche Problem. Die Bevölkerung solle angeblich reduziert werden, um die Erde zu retten. Das wirklich perverse an dieser Hinsicht: Die Ablenkung von der gesellschaftlichen Produktion auf die Zahl der Menschen ist zutiefst reaktionär und lenkt vor dem eigentlichen Problem ab. Zum einen können wir nach jetzigem Stand unserer Produktion 10 Milliarden Menschen ernähren. Dass so viele Menschen Hunger leiden, liegt nicht an ihrer Vermehrung, sondern daran, dass wenige reiche Industriestaaten sich den Löwenanteil des erwirtschafteten Reichtums stehlen. Der Kolonialismus ist noch keineswegs „Geschichte“! Zum anderen ist die Propaganda von der Überbevölkerung eine typische Herrenmenschen-Ideologie. Malthus hetzte gegen die Armen, gegen das Proletariat und gegen die Bauern, welches sich wie die Ratten vermehren und dem Adel und dem reichen Bürgertum die Luft zum Atmen nehmen. Heute ist es nicht anders, hat jedoch einen verstärkt rassistischen Unterton. Nicht nur die ganzen AfD-Spinner, die meinen müssen, dass sich die Moslems stark vermehren (offensichtlich müssen sie damit ihre geistige wie geschlechtliche Impotenz kompensieren), sondern die Überbevölkerung wird als Problem der „Entwicklungs- und Schwellenländer“ angesehen (vor allem Afrika, Indien, China, Südostasien und Lateinamerika). Da haben wir es also: Es sind die „Schwarzen“, die laut Aussage einer grenzdebilen, homophoben, christlich-fundamentalistischen und zu guillotinierenden Inzucht-Adeligen namens Gloria von Thurn und Taxis zu viel schnackseln. Es soll nur der weiße Herrenmensch seine Kinder in die Welt setzen, der Rest sollte einfach sterben, ob durch Hunger, rassistische Morde oder durch Krieg. Die Ironie der Geschichte ist jedoch, dass gerade der ökologische Fußabdruck der weißen Herrenmenschen um einiges größer ist, als der in den Schwellenländern. Unter dem ökologischen Fußabdruck wird die biologisch produktive Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Dieser ist in den Industriestaaten deutlich größer als in den Entwicklungsländern, obwohl diese an einer Überbevölkerung leiden. Es ist also eher der westliche Lebensstil, welcher der Umwelt schadet.
Dass eine begrenzte Erde nicht unbegrenzt viele Menschen haben kann und dass eine Bevölkerungskontrolle durchaus rational und wichtig ist, ist selbstverständlich. Aber es zeigt sich, dass der Kampf gegen Armut die beste Waffe ist und die Armut bekämpft man nicht durch christliche Almosen (die die Abhängigkeit eher verstärken), sondern durch die Veränderung der Produktionsbedingungen. Dieses Beispiel konnte man z. B. in der Sowjetunion sehen, als durch Industrialisierung, die Befreiung der Frau und Sozialleistungen seit den 1930ern die rasante Bevölkerungsexplosion abgenommen hat, obwohl noch in den 1920ern die Sowjetunion ein unterentwickeltes Agrarland war.
Dass unser verschwenderischer Lebensstil sicherlich auch nicht tragbar ist, ist ebenfalls eine Selbstverständlichkeit (wozu brauchen wir jedes Jahr ein neues Handy?). Die kapitalistische Produktion ist auf quantitatives Wachstum ausgelegt: Es muss mehr produziert und mehr verkauft werden, damit Profite entstehen (an denen sich einige wenige bereichern), ob das Produzierte gesellschaftlich sinnvoll ist, spielt keine Rolle. Doch anstatt in reaktionäre Naturromantik zu verfallen, ist der einzig gesellschaftliche Fortschritt, die gesamtgesellschaftliche Planung der Produktion.
Eine andere Form des Irrationalismus zeigt sich nicht nur in einem reaktionären Ökologismus und einer naiven Naturromantik (ehrlich: würde man diese Naturromantiker in die Natur aussetzen, ob im Amazonas oder auf eine Kuhweide, sie würden verhungern), sondern auch in einer Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Dass einige Wissenschaftler die wissenschaftlichen Erkenntnisse nutzen, um ihre reaktionäre Propaganda zu verbreiten, habe ich in meinen über das Problem des biologischen Determinismus (Teil 7 der Mars versus Venus Reihe) dargelegt. Daraus ist aber nicht zu schlussfolgern, dass wissenschaftliche Erkenntnisse als solche falsch seien. Da aber der Mensch nicht Herr der Produktion ist, sondern die kapitalistische Produktionsweise den Menschen von dieser entfremdet, entfremdet sich der Mensch auch von der Wissenschaft. So gibt es Impfgegner, als Kämpfer gegen die Pharma-Lobby, Kreationisten als Kämpfer gegen die Evolutionslobby, Esoteriker als Kämpfer für die „wahre Physik“ und auch sogenannte Klimaskeptiker.
Ich muss eingestehen selbst mal Klimaskeptiker gewesen zu sein, nicht zuletzt, weil mich diese reaktionären Öko-Hippies, die Hysterie und die verlogene Politik tierisch nerven. Doch als Wissenschaftler bin ich grundsätzlich für Erkenntnisse offen und habe mir Argumente von beiden Seiten angehört, sie gelesen, studiert, damit näher auseinandergesetzt. Grundsätzliches Ergebnis: Die Klimaskeptiker sind nicht überzeugend, ihre Argumente sind entweder aus dem Zusammenhang gerissen, Rosinenpickerei (man ignoriert also alles, was gegen die eigene Hypothese spricht), Fälschungen, ihre Erkenntnisse entstammen nicht aus wissenschaftlichen Fachpublikationen, sind selber Lobbyisten diverser Wirtschaftszweige und tummeln sich fast ausschließlich in reaktionären, faschistoiden und verschwörungstheoretischen Grüppchen herum. Daher macht es Sinn sich damit näher auseinanderzustezen.
Stein des Anstoßes: Ein trotzkistisches Grüppchen veröffentlichte einen offenen Brief, welches mir per E-Mail zugesendet wurde, welches „Klima-skeptische“ Aussagen auf sieben Seiten zusammenfasste. Ich werde mich auf diesen Brief beziehen, weil sie den Vorteil hat, die allermeisten Skeptiker-Argumente zusammenzufassen, werde aber natürlich andere Kritiken zu Rate ziehen Doch das Erstellen einer Gegendarstellung erfordert natürlich Zeit, man muss die Argumente sammeln und zusammenschreiben – und man hat ja laufend viele weitere Projekte (auch die “gender-Geschichte” sollte ja bald zu Ende gebracht werden und ins Englische übersetzt werden) und irgendwo gibt es ja noch sowas wie Arbeit, Privatleben etc. Daher wird es dauern, aber meine grundsätzlichen Positionen sind ja bekannt.