Beiträge der Sowjetunion zum anthropogenen Klimawandel

In der Abhandlung „Anthropogener Klimawandel: Konsens oder Nonsense?“ wurde festgestellt, dass die wissenschaftlichen Studien zweifelsohne für einen anthropogenen Klimawandel sprechen und dass anthropogene CO2-Emmissionen den Hauptanteil für den derzeitigen Klimawandel verantwortlich sind. Theorien (besser gesagt: Spekulationen) der Klimaleugner sind nicht überzeugend, stammen hauptsächlich aus nicht wissenschaftlicher Literatur und wenn doch die ein oder andere Spekulation es durch Zufall in eine Fachzeitschrift schafft, so sind diese fehlerhaft, liefern keine überzeugenden Alternativen und sind in sich widersprüchlich.

An dieser Stelle ist es aber nicht unerheblich wissenschaftliche Studien heranzuziehen, die einen der wichtigsten Mythen der Klimaleugner einen noch weiteren Schaden zulegen. Es handelt sich um den Mythos, dass sich Klimawissenschaftler verschworen haben, um die Bevölkerung hinters Licht zu führen und sich zu bereichern. Wenn dem tatsächlich so wäre, so müssten Wissenschaftler anderer politischer Systeme, völlig entgegengesetzte Positionen vertreten. In „Anthropogener Klimawandel: Konsens oder Nonsense“ wurde dargelegt, dass der Konsens des anthropogenen Klimawandels nicht nur von Wissenschaftlern in den USA und Europa geteilt wird, sondern von Staaten, die im weltpolitischen System auf der Gegenseite dieser imperialistischen Machtzentren stehen. Ob Russland, China, Venezuela, Kuba oder sogar der Iran, als diese Gegenpole zur Vormachtstellung der NATO auf der Welt teilen den wissenschaftlichen Konsens des anthropogenen Klimawandels. Doch damit nicht genug: Auch historisch betrachtet, während des Kalten Krieges, hatten die Wissenschaftler beider ökonomisch-politischen Weltsysteme – die kapitalistischen Mächte und die sozialistischen Staaten – festgestellt, dass anthropogene CO2-Emissionen das Klima verändern. Wenn zwei verfeindete politische Systeme – die Sowjetunion und die USA – dieselbe Position zum Klimawandel haben, gibt es für verschwörungstheoretische Propaganda keine Grundlage außer einer: Wenn Klimaleugner wie Lord Monckton auf dem UN-Klimagipfel 2009 in Kopenhagen vor der kommunistischen Weltverschwörung und die „online-Petition“ der 31.000 „Wissenschaftler“ (darüber wurde berichtet) vor einer „globalen Planwirtschaft“ warnen, muss doch etwas dran sein, wenn selbst die Sowjetunion den anthropogenen Klimawandel nachgewiesen hat? Spaß beiseite

Dieser Artikel widmet sich den Beiträgen der Sowjetunion zur Klimaforschung.

Ein Beitrag in der Fachzeitschrift „Journal of Historical Geography“ im April 2018 hat die sowjetischen beiträge zur Klimawissenschaft zusammengefasst. Es trägt den Titel „Imagining climates past, present and future: Soviet contributions to the science of anthropogenic climate change, 1953–1991“ (deutsch: Klimabilder der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Sowjetische Beiträge zur Erforschung des anthropogenen Klimawandels, 1953–1991“, der Autor heißt Jonathan D. Oldfield, Professor für Geographie der Universität Birmingham. Einige Zitate aus dieser Arbeit sollten hier widergegeben werden.

Das wissenschaftliche Engagement der Sowjets in der Frage des Klimawandels war von 1945 bis 1991 durch eine Reihe weitgehender Trends gekennzeichnet. Erstens wurden innovative Fortschritte in Bezug auf die physikalische und quantitative Klimatologie und insbesondere die Funktionsweise des Wärme- und Wasserhaushalts an der Erdoberfläche erzielt, die eine Grundlage für ein allgemeineres Verständnis des globalen Klimasystems bildeten. Zweitens beschäftigten sich bestimmte sowjetische Klimatologen und bekannte Wissenschaftler ab den frühen 1960er Jahren zunehmend mit dem Begriff des wachsenden Einflusses der Gesellschaft auf das Klimasystem, indem sie dieses Verständnis mit weiterentwickelten Konzepten des globalen physikalischen Systems verbanden, und dies beinhaltete frühe Arbeiten an zukünftigen Klimavorhersagen. Drittens waren sowjetische Wissenschaftler einflussreiche Teilnehmer an der sich entwickelnden internationalen Agenda, die eine aktive Rolle in Initiativen wie der Veranstaltung des Internationalen Geophysikalischen Jahres sowie den Aktivitäten der WMO und des IPCC spielten. Viertens wurde die sowjetische Arbeit auf internationaler Ebene in Bezug auf Prognosen zum Klimawandel von einer relativ kleinen Gruppe von Wissenschaftlern dominiert, die durch den westlichen Konsens über die Zukunft des Klimawandels, der während der grundlegenden Arbeit des IPCC in den späten 1980er Jahren entstand, zunehmend an den Rand gedrängt wurde.

Vier Wissenschaftler werden im Artikel erwähnt, die zu den bedeutendsten Klimawissenschaftlern gehören:

Dies sind: Klimatologe M.I. Budyko (1920–2001), Geophysiker E.K. Fedorov (1910–1981), Atmosphärenphysiker K.Ya. Kondrat’ev (1920–2006) und Geophysiker Yu.A. Izrael (1930–2014). Gemeinsamkeit dieser vier Wissenschaftler ist eine Vielzahl von Arbeiten zum Klimawandel sowie zu allgemeinen globalen Umweltbelangen verfasst zu haben. Darüber hinaus waren sie alle auf der internationalen Bühne weit bekannt und spielten eine wichtige Rolle bei der WMO und verwandten Initiativen.

Die Erfroschung des Klimas hatte besonders nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Beginn des Kalten Krieges an Bedeutung gewonnen:

Der bekannte Einfluss des Militärs bei der Gestaltung der Entwicklung der physikalischen Wissenschaften beruhte auf der Notwendigkeit, die physikalischen Parameter der geophysikalischen Systeme der Erde zu verstehen, um Kommunikations- und Überwachungsaktivitäten auf globaler Ebene zu erleichtern und den Flug von Raketen und verwandten Waffen sowie die Folgen der nuklearen Verschmutzung zu verstehen. Aus dieser Arbeit geht hervor, wie wenig über globale geophysikalische Prozesse in den frühen Nachkriegsjahren bekannt war. Die Gründe hierfür können in der Dominanz eines nationalstaatlichen Systems, einer embryonalen zwischenstaatlichen Infrastruktur, unzureichenden Überwachungs- und Datenerfassungsnetzen mit begrenzter Historizität und der Geopolitik der Wissenszirkulation im Kalten Krieg liegen. (…) Das Dritte Internationale Polarjahr, das sich in das Internationale Geophysikalische Jahr (1957–1958) umgewandelt hat, ist ein Schlüsselereignis für einen Großteil dieser Forschung und liefert den Anstoß für eine groß angelegte wissenschaftliche Zusammenarbeit über die ideologische Kluft hinweg.

(…)

Spencer Weart stellt fest, dass die Klimatologie in den frühen Nachkriegsjahren als Wissenschaft relativ gering eingestuft war, und unterstreicht die Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt ein Großteil der mit der Wissenschaft über den Klimawandel verbundenen Mittel indirekt und das Ergebnis eines instrumentellen Wunsches war, zu wissen, wie die physikalischen Systeme der Erde funktionierten. Das Interesse an der Erstellung detaillierter, tagesaktueller Wetterdaten gewann in diesem Zeitraum ebenfalls an Bedeutung. Effektive Wettervorhersagen stellten sowohl nationale als auch ideologische Grenzen in Frage. Es war erforderlich, um die Wirtschaftsplanung, die Schifffahrt, die Luftflüge und eine Vielzahl anderer sozioökonomischer Aktivitäten zu unterstützen. Mit der Zeit würden systematische Wetterdaten auch einen wirksamen Beitrag zur Klimamodellierung leisten. Die beiden Anliegen der kurzfristigen Wettervorhersage und des Verständnisses des Klimasystems ermutigten die Bildung eines wirksameren globalen Systems zur Erzeugung von Wetterdaten, das auf Fortschritten in der Computertechnologie beruht. Die verknüpfte Geschichte der Klimamodellierung wird von amerikanischen und europäischen Wissenschaftlern dominiert, obwohl sowjetische Wissenschaftler wie Budyko in dieser Zeit einflussreiche semi-empirische Klimamodelle erstellten. Darüber hinaus mangelte es der Sowjetunion nicht an qualifizierten Klimamodellierern, die auf den starken Traditionen des Landes in den Bereichen Mathematik, Physik und verwandten Bereichen aufbauten, und es gab Hinweise auf einen soliden Erfahrungsaustausch zwischen Ost und West in diesem Bereich. Nichtsdestotrotz wird in vielen westlichen Berichten ausdrücklich auf die relative Rückständigkeit der sowjetischen Computertechnologie hingewiesen, was dazu beiträgt, die Entwicklung großer Computermodellierungssysteme wie General Circulation Models (GCMs) zu verzögern.

Über die Ursprünge der sowjetischen Klimawissenschaften, deren Schwerpunkt es war das Klima als Teil eines umfassenden Umweltsystems zu verstehen, steht im Artikel:

Erstens lag ein starker Schwerpunkt auf der angewandten Meteorologie / Klimatologie in der sowjetischen Wissenschaft, die auf den Traditionen der späten Zarenzeit wurzelt und von den Besonderheiten des sowjetischen Wissenschaftsmodell angetrieben wird. Die Bedeutung der anwendungsorientierten Arbeit nach 1917 (und insbesondere während der späten stalinistischen Periode) spiegelte Initiativen wider, die in den meisten Bereichen der sowjetischen Wissenschaft aufgrund von staatlichem Zwang durchgeführt wurden, und sorgte dafür, dass beträchtliche Energie in die Art und Weise geleitet wurde, bei der Meteorologie und Klimawissenschaft der Landwirtschaft sowie anderen Teile der Wirtschaft zugutekommen. Zweitens gab es eine Tendenz, das Klima als Teil eines umfassenderen globalen Umweltsystems zu verstehen, das sowohl die organische als auch die anorganische Natur einbezog. Dies wurde vom Pedologen V.V. Dokuchaev (1846–1903) und seine Schule während des späten neunzehnten Jahrhunderts über eine Reihe verschiedener Disziplinen vor allem durch die Arbeit von V.I. Wernadskij (1863–1945), vorangebracht. Drittens reflektierte Wernadskij bei der Entwicklung seiner Ideen den wachsenden Einfluss der Menschheit auf die Biosphäre, der auf der historischen Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens und Verstehens beruhte, und postulierte die Entstehung dessen, was er Noosphäre nannte. Wernadskij erkannte dabei das konstruktive Potenzial des menschlichen Strebens an und äußerte diesbezüglich Hoffnung für die Zukunft. Das besorgniserregende Umwelterbe der Sowjetunion sorgte dafür, dass der Westen solche Ansichten mit Vorsicht betrachtete. In bestimmten Bereichen der sowjetischen Wissenschaft, einschließlich der Klimatologie, war jedoch ein Trend zu beobachten, der die Wahrscheinlichkeit positiver Ergebnisse menschlichen Handelns einräumte, die auf detaillierten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhten. Sowjetische wissenschaftliche Bemühungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel verkörperten diese drei Merkmale in unterschiedlichem Maße. Insbesondere die Arbeit von Individuen wie Kondrat’ev und Budyko spiegelte das Interesse an der Konzeptualisierung des Klimas als Teil eines größeren globalen physikalischen Systems wider, von dem weiter unten mehr zu sehen ist. Es wurden auch umfangreiche Arbeiten zum Klimawandel durchgeführt, die zum Beispiel mit dem Interesse verbunden waren, die landwirtschaftliche Produktion in der fruchtbaren Steppenregion des europäischen Russlands zu verbessern, und Personen wie Budyko spielten bei solchen Bemühungen eine führende Rolle.

Über die Arbeiten von M. I. Budyko:

Budykos Verlagerung in die Arbeit über den Klimawandel und den menschlichen Einfluss auf Klimasysteme war Teil eines breiteren, wenn auch eingeschränkten Trends, der in der sowjetischen wissenschaftlichen Literatur in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren erkennbar war. Eine Arbeit des Geophysikers E.K. Fedorov im Jahr 1958 kann als eine frühe Anstrengung angesehen werden, um den Einfluss der Menschheit auf meteorologische Prozesse zu reflektieren, die von Landnutzungsänderungen, nuklearen Explosionen und Veränderungen des chemischen Zustands der Atmosphäre reichen. Fedorov und Budyko waren beide wichtige Initiatoren eines speziell einberufenen Treffens über die Klimaänderung, das im April 1961 in Leningrad stattfand. Dieses Treffen war zusammen mit einem entsprechenden Workshop im folgenden Juni die erste konzentrierte sowjetische Diskussion über den anthropogenen Klimawandel. In einem Papier von Budyko aus dem Jahr 1962 wurde der wachsende Einfluss der Menschheit auf das Klimasystem festgestellt, der insbesondere mit einem erhöhten Energieverbrauch zusammenhängt. Diese frühe Intervention in der allgemeinen Debatte reflektierte die möglichen Konsequenzen solcher Trends für die Arktis, ein Thema, auf das Budyko in den folgenden Jahren immer wieder zurückkommen würde. Budykos generelle Herangehensweise an das Thema Klimawandel war vorsichtig optimistisch, und dies würde ein Merkmal seiner Arbeit im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte bleiben. Beispielsweise wurde die komplexe Rolle der Eisbedeckung der Arktis in regionalen und globalen Klimaprozessen anerkannt. Gleichzeitig stellte er fest, dass sich potenzielle sozioökonomische Vorteile abzeichnen, wenn die Wissenschaft vorschlägt, dass die Entfernung von Eis möglich ist und nur begrenzte Konsequenzen für breitere natürliche Systeme hat. Budykos Fokus auf die arktische Region war ein wesentlicher Bestandteil seines breiteren Interesses am globalen Energieregime, ein Thema, das 1969 in einem viel zitierten Artikel in der englischsprachigen Zeitschrift Tellus untermauert wurde. In diesem Aufsatz wurde ein grundlegendes (semi-empirisches) Modell vorgestellt, das nahelegte, dass das globale Klimasystem sehr empfindlich auf die einfallende Sonnenstrahlung reagiere. Daher schienen relativ kleine Verschiebungen dieses Wertes das Potenzial zu haben, eine außer Kontrolle geratene Abkühlung oder Erwärmung mit dramatischen Folgen für das Klimasystem der Erde auszulösen. Diese Einsicht wurde durch analoge, wenn auch unabhängige Arbeiten des amerikanischen Klimatologen W.D. Sellers im selben Jahr gestützt. Die Auswirkungen solcher Arbeiten auf die Erwärmung durch erhöhte anthropogene CO2-Emissionen wurden in einer späteren Veröffentlichung von Budyko mit dem Titel „Atmosphärisches Kohlendioxid und Klima“ hervorgehoben. 1972 veröffentlichte Budyko die Monographie “Einfluss der Menschheit auf das Klima” (Vliyanie Cheloveka na Klimat), die später von sowjetischen Wissenschaftlern als frühzeitiger Versuch einer realistischen Prognose zukünftiger globaler Temperaturanstiege aufgrund menschlicher Aktivitäten aufrechterhalten wurde. Diese Veröffentlichung ist auch wichtig für die Betonung des Verständnisses vergangener Klimaperioden, um zukünftige klimatische Bedingungen vorherzusagen. Im Laufe der 1970er Jahre veröffentlichte Budyko eine Handvoll Artikel mit K.Ya. Winnikow, die einen Überblick über die Arbeiten zum Klimawandel und zur Rolle der Menschheit bei diesem Wandel geben. Diese Artikel unterstützten die Idee des wachsenden Einflusses der Menschheit auf das Klimasystem und zeigten ein detailliertes Engagement der westlichen Wissenschaft in Bezug auf die potenziellen Folgen der Erwärmung durch anthropogene CO2-Emissionen. Für Budyko war der anthropogene Einfluss auf die Umwelt im Allgemeinen auf drei Hauptursachen zurückzuführen: erhöhte CO2-Konzentrationen, sich ändernde Aerosolbelastungen durch Industriequellen und erhöhte Wärme- / Energieproduktion durch anthropogene Quellen. Er betrachtete die ersten beiden Faktoren als die dominierenden für das späte 20. Jahrhundert, wobei die menschliche Energieerzeugung im Verlauf des 21. Jahrhunderts an Bedeutung gewinnen könnte. (…) Im Laufe der 1970er und frühen 1980er Jahre entwickelte Budyko seine Arbeit zum Thema Klima, um es fester in einen breiteren konzeptuellen Rahmen der globalen Ökologie zu stellen. In seinem 1977 erschienenen Buch zu diesem Thema stellte er die globale Ökologie als ein aufstrebendes Gebiet mit großem Potenzial heraus. Diese und spätere Arbeiten haben das globale Umfeld als relativ fragile Einheit weiterentwickelt, die eine sorgfältige Überwachung der menschlichen Aktivitäten erforderte, um seine weitere Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Gleichzeitig war Budykos Ansatz auch von einem anhaltenden technokratischen Glauben an die Fähigkeit der Menschheit geprägt, die komplexen natürlichen Systeme der Erde zu verstehen, was zu einem effektiven Management führte. Budyko veröffentlichte eine Reihe von Artikeln zum allgemeinen Thema des anthropogenen Klimawandels und zu zukünftigen Vorhersagen eines solchen Wandels in den späten 1980er Jahren, die mit den Aktivitäten des IPCC zusammenfielen. Ein Schlüsseltext, der in den Ergebnissen des IPCC-Berichts der Arbeitsgruppe II (siehe unten) eine herausragende Rolle spielen würde, wurde gemeinsam mit Yuri Izrael herausgegeben und trägt den Titel Anthropogener Klimawandel.

Der hervorstechendste Unterschied liegt also darin, dass, im Gegensatz zur Klimahysterie und Weltuntergangsstimmung in den imperialistischen Ländern, die sozialistischen Länder den Klimawandel nicht als unlösbares Problem, Katastrophe oder Weltuntergang angesehen haben, sondern als lösbar und potentiell nützlich. Hier zeigt sich der entsprechende Unterschied zwischen kapitalistischer und sozialistischer Produktionsweise.

Über die Arbeiten von Kirill Ya. Kondrat’ev können wir lesen:

Budyko wurde in seiner globalen Theorie vom Geophysiker Kirill Ya. Kondrat’ev unterstützt. Kondrat’ev erlangte nationale und internationale Anerkennung für seine Arbeit in den Bereichen Sonnenstrahlung, Satellitenmeteorologie und Fernerkundung. Kondrat’ev arbeitete auch intensiv mit der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zusammen, was enge Verbindungen zur WMO beinhaltete. In den 1980er Jahren begann Kondrat’ev, dem globalen Umweltwandel eine erhebliche Aufmerksamkeit zu widmen, und dies beinhaltete auch das spezifische Problem des globalen Klimawandels. Seine Arbeit in diesem Bereich war von einer Reihe allgemeiner Themen geprägt. Erstens, während er die Debatte über den anthropogenen Klimawandel als bedeutsam betrachtete, war er gleichzeitig misstrauisch gegenüber starken Vereinfachungen des Themas sowie der Unzulänglichkeiten der verfügbaren Datensätze. Insbesondere verstand er das Klimasystem als nur eine Facette oder einen Ausdruck des globalen physikalischen Systems der Erde. Zweitens stellte dieses umfassende Verständnis des Klimasystems sicher, dass er das Funktionieren der gesamten Biosphäre in den Vordergrund stellte und sich weigerte, die Klimaproblematik auf einzelne Faktoren wie eine Zunahme der CO2-Emissionen zu reduzieren. Dieser allgemeine Ansatz wurde in seiner Unterstützung der Arbeit von V.G. Gorschkow über die biotische Regulation bezeugt. Dieses Konzept basiert auf der Überzeugung, dass die grundlegende Spannung zwischen Gesellschaft und Umwelt nur durch die Wiederherstellung und langfristige Erhaltung wesentlicher Teile der Biosphäre angegangen werden kann. Der Begriff der biotischen Regulation bezieht sich auf die selbstregulierenden Eigenschaften der Biosphäre, von denen postuliert wird, dass sie sich langfristig entwickelt haben. Es wird vermutet, dass es einen Schwellenwert für „anthropogene Störungen“ gibt, ab dem die Integrität dieser regulierenden Funktion beeinträchtigt wird. Drittens betonte er in seinen Arbeiten Ende der 1980er Jahre, wie wichtig es ist, Daten aus verschiedenen Analoga zu verwenden, um einen tieferen Einblick in den globalen Klimawandel zu erhalten. Zusätzlich zum Wert der Untersuchung vergangener Klimaperioden der Erde befürwortete Kondrat’ev auch eine Analyse der Klimasysteme anderer Planeten.

Die Autoren schlussfolgern:

In Anbetracht der obigen Ausführungen kann darauf hingewiesen werden, dass das sowjetische Engagement für die internationale Diskussion um den Klimawandel durch ein wachsendes Bewusstsein für den Umfang und die Art des Einflusses der Gesellschaft auf Klimasysteme, insbesondere in Bezug auf CO2- und Aerosolverschmutzung, Zukunftsszenarien des Klimawandels und eine positive Auseinandersetzung mit der analogen westlichen Wissenschaft in diesem Bereich zu etablieren gekennzeichnet war.

Und:

In der Tat ist es offensichtlich, dass die sowjetische Wissenschaft, geprägt von einer Handvoll gut sichtbarer Klimatologen und Geophysiker, eine bedeutende Rolle bei der Stärkung des internationalen Konsenses über den anthropogenen Klimawandel spielte. Verbunden damit lassen die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf eine ausgeprägte sowjetische Auseinandersetzung mit dem Thema schließen, die auf einer langen Tradition des Interesses an der Rolle des Klimas für das Funktionieren komplexer physikalischer und biologischer Systeme beruht. Diese Tradition zeichnete sich ferner durch eine allgemeine Betonung des so genannten ganzheitlichen Ansatzes zum Verständnis des Klimawandels aus, der den komplexen Charakter des Klimasystems sowie das Potenzial der Menschheit betonte, sein Verständnis des Klimasystems für die Umwelt zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen. Elemente dieses besonderen Merkmals der sowjetischen Klimawissenschaft sind in westlichen Berichten der Debatte über den Klimawandel noch relativ unterentwickelt. Die sowjetische Klimawissenschaft scheint in weiten Teilen des Kalten Krieges von westlichen Wissenschaftlern hoch geschätzt worden zu sein. So wurde die von Budyko und seinen Kollegen bei der GGO geleitete Arbeit der Sowjetunion zur physikalischen Klimatologie gut aufgenommen, und die sowjetische Arbeit an Klimaanaloga erwies sich als bedeutsam für die Arbeit von Körperschaften wie der WMO. Gleichzeitig waren die sowjetischen Entwicklungen in der Klimawissenschaft und insbesondere in der Klimamodellierung im Verlauf der 1970er und 1980er Jahre hinter den Erfolgen im Westen zurückblieben, was eher mit der Stagnation der sowjetischen Wirtschaft und den damit verbundenen technologischen Unzulänglichkeiten als mit irgendwelchen grundlegenden wissenschaftlichen Mängeln verbunden war.